Der Aufreger des Monats: World Cup ohne Timo Boll

von Olaf Hinzmann (Kommentare: 0)

Timo Boll hat die erwartete Wildcard für den World Cup, das neben Olympia und Weltmeisterschaften wichtigste Tischtennis-Turnier nicht erhalten. Stattdessen vergab die ITTF den Startplatz an den 18-jährigen Schweden Anton Källberg, aktuell Nr. 105 der Weltrangliste.

Zum Hintergrund: Das einzige Qualifikationsturnier für den World Cup, das Europe Top 16 im Februar, musste Timo Boll wegen einer Hüftverletzung absagen. Hinzu kam eine Lebensmittelvergiftung in Baku, derentwegen er bei den Europaspielen aufgeben musste. Somit schaffte er dort auch nicht die erhoffte Qualifikation für die olympischen Spiele im kommenden Jahr in Rio de Janeiro.

Insofern bestand die berechtigte Hoffnung, als Nr. 7 der aktuellen Weltrangliste über die vom DTTB beantragte Wildcard in das Starterfeld des World Cups zu gelangen und sich dort eine gute Ausgangsposition für Olympia zu verschaffen.

Dass daraus nun nichts wird, liegt an der Entscheidung der ITTF, die den Startplatz der Ausrichter-Nation zusprach, findet der World Cup in diesem Jahr doch vom 16. bis 18. Oktober in Halmstad statt.

Timo Boll zu der Entscheidung: "Ich spiele seit 13 Jahren unter den Top 10 der Welt, stehe derzeit auf Position sieben und fühle mich ohne jede sportliche Begründung ausgebootet, und das im vorolympischen Jahr. Ich dachte, es ginge bei einem World-Cup-Finale um Leistung und nicht um Gefälligkeiten dem Ausrichter gegenüber."

In die gleiche Kerbe haut DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb, der zu Bolls Entdeckern zählt: "Das ist eine Entscheidung gegen den Geist des Sports. Der World Cup ist kein Förderturnier für Nachwuchsspieler. Timo Boll beweist bei jedem internationalen Turnier, dass er zur absoluten Weltklasse gehört, und hat daneben eine Strahlkraft über unseren Sport hinaus."

Auch Michael Geiger (DTTB-Präsident) findet die Entscheidung der ITTF unverständlich, da sie die Spielklasse eines Athleten und dessen Publikumswirksamkeit gänzlich unberücksichtigt lasse.

Leider ist gegen die Vergabe einer Wildcard kein Protest möglich. Ein Hintertürchen bleibt allerdings: Sollte einer der Qualifizierten das Turnier absagen müssen, wäre Timo Boll lt. Entscheidung des ITTF-Präsidiums der erste Nachrücker. Kommt es nicht dazu, ist Deutschland bei diesem prestigeträchtigen Turnier, bei dem zudem viele Weltranglistenpunkte vergeben werden, lediglich durch Dimitrij Ovtcharov vertreten.

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