Schleswig-Holsteins Sport warnt vor Energie-Lockdown

von Olaf Hinzmann (Kommentare: 0)

KN-Online v. 02.08.2022

Nach den Erfahrungen in der Corona-Pandemie warnt der Landessportverband Schleswig-Holstein davor, den Sport in der Gaskrise erneut zu belasten. Einen „Energie-Lockdown“ dürfe es nicht geben, Turnhallen und Schwimmbäder müssten voll nutzbar bleiben.

In der Debatte um die drohende Gaskrise im Herbst und Winter warnt der Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) davor, Turnhallen und Schwimmbäder zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Die Notwendigkeit zum Energiesparen sei den Vereinen durchaus bewusst. Ein verordneter Zwang jedoch wirke sich kontraproduktiv aus, ein „Energie-Lockdown“ müsse unbedingt verhindert werden.

Damit schließt sich der Verband einer Forderung des Deutschen Olympischen Sportbunds an. Der Appell kommt nicht von ungefähr: Der Deutsche Städtetag hatte unter anderem empfohlen, die Temperaturen in Sport- und Schwimmhallen abzusenken, damit die kommunalen Betreiber weniger Gas verbrauchen. Einige Kommunen spielen mit dem Gedanken, ihre Bäder komplett zu schließen.

LSV Schleswig-Holstein: Gassparen nicht von oben herab verordnen

Mit diesem Maßnahmen soll das von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ausgegebene Sparziel von 15 Prozent erreicht werden. Auch in Schleswig-Holstein trägt der Aufruf Früchte: Das Wasser im Bad am Stadtwald in Neumünster etwa wird inzwischen um zwei Grad weniger beheizt. In Kronshagen wurde zuletzt überlegt, auch Sporthallen beim Energiesparen einzubeziehen.

„Der Sport hat volles Verständnis und ist für Kompromisse zu haben“, sagt Thomas Niggemann, Geschäftsführer für Vereins- und Verbandsentwicklung beim LSV. „Aber nach der Corona-Zeit mit gesperrten Hallen und Plätzen jetzt noch einmal den Sport zu belasten, wäre eine Katastrophe.“ Sportvereine seien Gesundheits- und Lernorte, in vielen Fällen auch Sozialstationen. Die gesellschaftliche Bedeutung sei nicht zu unterschätzen. „Hinzu kommt der Bewegungsmangel, der während der Corona-Pandemie entstanden ist. Die langfristigen Folgen sind noch gar nicht abschätzbar“, so Niggemann. „Deshalb appellieren wir, Sparmaßnahmen nicht von oben herab zu verordnen, sondern werben bei den Kommunen um einen konstruktiven Dialog.“

Immenser Sanierungsbedarf bei Sportstätten in Schleswig-Holstein

Mit Blick auf ihre Sportanlagen machten sich die Vereine ohnehin Gedanken darüber, wie sie weniger Energie verbrauchen. „Schleswig-Holstein will Sportland werden – dazu gehört auch die Unterstützung der Vereine“, sagt Niggemann in Richtung Landesregierung. Die will sich angesichts der Gaskrise bislang nicht auf eine Vorgehensweise festlegen. „Ich glaube, dass wir momentan viele Optionen prüfen müssen“, sagt Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU), auch für den Sport zuständig. Dies heiße eben auch, dass man Sporthallen, ähnlich wie andere öffentliche Gebäude, mit in den Blick nehmen müsse „und sie nicht von vornherein ausschließen“ könne.

Mögliche Energie-Einschränkungen sind nicht das einzige Problem der Vereine in Schleswig-Holstein. „Bei den Sportstätten herrscht ein großer Sanierungsbedarf“, berichtet Thomas Niggemann. Mehr als 1000 der 3000 Anlagen sind laut „Zukunftsplan Sportland“ des Landes (2021) betroffen. In der Landeshauptstadt Kiel ist nach einer jüngsten Erhebung sogar jede zweite ihrer 60 Turnhallen marode.

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