Wer schraubt da an der Netzhöhe?
von Olaf Hinzmann
Immer, wenn die Weltelite irgendwo um Titel kämpft, sind auch die Funktionäre in der Nähe. Und was tun Funktionäre, wenn ihnen beim Zuschauen in der Halle zu langweilig wird? Richtig, sie treffen sich und diskutieren über Regelfragen.
So manche einschneidende Änderung ist dabei schon herausgekommen, wie die Einführung des größeren Balles, die Verkürzung der Sätze auf 11 Punkte und - nicht zuletzt - die sukzessive Abschaffung des Zelluloidballes beweisen.
Viele kuriose Ideen wurden in der Vergangenheit aus der Taufe gehoben, kurz diskutiert und wieder verworfen. Das gleiche Schicksal hatten aber auch wirklich gute Einfälle. Zuletzt habe ich im September 2014 über mögliche Regeländerungen berichtet ("Kommt bald die nächste Regeländerung?"), konkret ging es damals um den anlässlich der Belarus Open getesteten Wegfall des Netzaufschlags sowie einen Test in der chinesischen Superliga, wo zweifarbige Bälle eingesetzt worden waren, um die Rotation besser einschätzbar zu machen. Letzterem wurde seinerzeit von Experten gute Chancen eingeräumt, seitdem hat man davon aber nie wieder etwas gehört.
Nun stand in Kuala Lumpur (Malaysia) die Mannschafts-WM an und - siehe da - wieder einmal ging es am Rande auch um Tischtennisregeln. Ein Antrag der Vereinigten Arabischen Emirate, den Netzaufschlag tatsächlich abzuschaffen, wurde abgelehnt. Dafür kam der Schweizer Tischtennisverband mit einem interessanten Gedanken aus der Deckung. Demzufolge enden die meisten Ballwechsel zu früh, da Aufschlag und Rückschlag flach über das Netz gespielt würden und dementsprechend häufig in selbigem landeten. Im Verlauf eines längeren Ballwechsels würden die Bälle durchschnittlich umso höher, je länger dieser dauert. Ein höheres Netz hätte folglich von vornherein höher gespielte Bälle und damit auch längere und somit spannendere Ballwechsel zur Folge. Diese These soll nun anlässlich der Olympischen Spiele im Sommer mit Hochgeschwindigkeitskameras in Spielen unterschiedlicher Spieler mit unterschiedlichen Spielstilen untersucht werden. Kommen die Experten dann zum gleichen Ergebnis wie die Schweizer, soll ein entsprechender Antrag am Rande der WM 2017 eingebracht werden, um eine Veränderung der Netzhöhe ab der Saison 2018/2019 zu erreichen.
Wir dürfen gespannt sein, ob wir von diesem Thema noch einmal hören ...
P. S.: Nein, es ist noch nicht der 1. April!
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