Kommt bald die nächste Regeländerung?
von Olaf Hinzmann
Bei den Belarus Open wurde in der U21-Konkurrenz etwas revolutionär Neues ausprobiert: Netzaufschläge wurden nicht wiederholt, es wurde einfach weitergespielt. Der Gedanke hinter diesem Test war diesmal nicht eine Steigerung der Attraktivität für die Zuschauer, es ging um Fairness. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es bei vielen Netzaufschlägen Irritationen gibt; mal sieht einer der Spieler die Netzberührung nicht und ist verwundert, dass der Schiedsrichter das Spiel unterbricht, mal reklamiert ein Spieler einen Netzaufschlag, ohne dass Gegner oder Schiedsrichter diesen wahrgenommen hätten.
Die Argumente für das Weiterspielen sind, dass Netzaufschläge vom Gegner einfacher zu retournieren sind, als Netzroller während der Ballwechsel, und es keine zweifelhaften Entscheidungen mehr geben würde. Dies wollte man nun in der Praxis auf hohem Niveau ausprobieren. Außer ein paar wenigen positiven Äußerungen waren die Reaktionen seitens der Spieler und Schiedsrichter aber eher verhalten bis ablehnend, so dass es wohl bei diesem Versuch bleiben wird.
Anders verhält es sich mit einem weiteren Test; bereits während der Playoffs in der chinesischen Superliga wurden zweifarbige Bälle eingesetzt. Die Reaktionen der Spitzenspieler, Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll eingeschlossen, waren durchweg positiv. Vorteil: Beim Aufschlag sieht man durch die weiß-orangene Farbgebung des Balles die Rotation sehr gut und kann so Schnitt und Tempo besser einschätzen. Während der Ballwechsel ist dann nur noch Orange zu sehen, der Ball wirkt also einfarbig.
Die ITTF hat diese ersten Erfahrungen nun aufgegriffen und will weiter testen. Der deutsche Spitzen-Schiedsrichter Michael Zwipp hält eine entsprechende Regeländerung bereits am Rande der WM im kommenden Jahr für möglich.
Ach ja, es gibt auch Neues vom Plastikball: Zurzeit macht den Profis - neben Lieferengpässen - eine stark schwankende Qualität das Leben schwer. Teilweise sollen während eines Trainings bis zu 90% der Bälle mit Naht kaputt gegangen sein. Im Wettkampf wird der Ball hinsichtlich seiner Spieleigenschaften von allen Seiten gelobt, hier kommt aber auch überwiegend eine deutlich teurere Premium-Variante zum Einsatz.
Dazu kommt, dass sich die Bälle mit und ohne Naht wohl doch deutlicher unterscheiden, was die Absprunghöhe angeht. Bei den Spitzenathleten wird daher im Moment der Nittaku Premium mit Naht bevorzugt.
Zumindest in der 1. Bundesliga der Damen wird ein Verein auch weiterhin auf den Zelluloidball setzen: Der NSC Watzenborn-Steinberg möchte sich nicht von dem gewohnten orange trennen, da der Hallenboden sehr hell ist, und bisher gibt es nur weiße Plastikbälle.
Es bleibt also spanndend!
Olli
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