NOlympia - Eine persönliche Sicht auf das Abstimmungsergebnis

von Olaf Hinzmann

Nun ist es also amtlich: 51,6% der Hamburger Bürgerinnen und Bürger, die ihre Stimme im Referendum zur Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 abgegeben haben, haben mit nein gestimmt. Damit wird es auch keine Segelolympiade an der Kieler Förde geben. Hier meine persönliche Sicht auf dieses Abstimmungsergebnis:

Monatelang hatten sie einträchtig nebeneinander auf der Startseite dieser Homepage geprangt, die Logos der Bewerberstädte Hamburg und Kiel. Dazu die Überschrift "Wir (die TT-Abteilung der TSG C. Schönkirchen) unterstützen die Olympia-Bewerbung". Nun sind sie verschwunden und zurück bleibt ein etwas fader Beigeschmack, der nicht vom Bier auf der Weihnachtsfeier herrührt. Denn fast 2/3 der Kieler Bevölkerung wollten die Spiele, kein Stadtteil stimmte mit Nein, selbst in Gaarden fand sich eine Mehrheit. Doch am Ende siegte die Skepsis in Hamburg und allein kann Kiel nun mal kein solches Großereignis stemmen.

Woran es am Ende gelegen hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Sicherlich hat die fehlende Zusage des Bundes, einen Großteil der Kosten zu übernehmen, zum Ergebnis beigetragen. Die jüngsten Terroranschläge mögen dann noch den einen oder anderen Unentschlossenen auf die Seite der NOlympia-Aktivisten getrieben haben. Die Folgen sind aus meiner Sicht jedoch immens!

Eine der größten Volkswirtschaften der Welt traut sich nicht zu, die Sommerspiele auszurichten. Was für ein Signal ist das? Werden nun noch ausländische Investoren ihr Geld in deutsche Großprojekte stecken? Nach den Protesten um Stuttgart 21 wohl jetzt erst recht nicht.

Das Nein ist gleichzeitig eine Folge der und eine Absage an die Demokratie. Einerseits ist das Ergebnis durch einen demokratischen Prozess, nämlich freie und geheime Wahlen, zustande gekommen. Andererseits werden sportliche Großereignisse nun noch öfter dort stattfinden, wo die Bevölkerung eben nicht einbezogen wird. Die Winterspiele im schnee- und eislosen Peking sowie die Fußball-WM in Katar sind da nur zwei Beispiele dessen, was auf uns zukommt.

Werden die gesparten Kosten nun anders eingesetzt? Das halte ich für mehr als fraglich. Das städteplanerische Konzept umfasste in Hamburg unter anderem die Erschließung eines neuen Stadtteils mit rund 8.000 dringend benötigten Wohnungen. Ohne Olympia kein neuer Stadtteil. Wo sollen nun also die Wohnungen entstehen, wenn es dafür keinen Platz gibt. Der kleine Mann wird also auch weiterhin entweder gar keine Wohnung finden oder - falls doch - horrende Mieten dafür zahlen müssen.

Ich behaupte: Die olympischen Spiele hätten Hamburg und Kiel und darüber hinaus dem ganzen Norden eine Vielzahl von wirtschaftlichen Vorteilen gebracht. Die Infrastruktur wäre auf Vordermann gebracht worden, tolle neuen Sportstätten wären entstanden, die in einer Millionenstadt wie Hamburg auch nach den Spielen genutzt worden wären. Nicht zu vergessen der Imagegewinn. Wir alle haben noch das Sommermärchen im Kopf, als wir uns der Welt als ein gastfreundliches Volk präsentieren konnten, dass sich angesichts seiner Vergangenheit peu a peu nicht mehr schämen muss, die schwarz-rot-goldene Fahne zu schwenken und die Nationalhymne zu singen.

Last but not least tun mir unsere Kinder leid. Was wäre es für ein Motivationsschub gewesen, die Spiele im eigenen Land zu haben. Unsere jungen Sportler hätten bessere Trainingsmöglichkeiten erhalten, damit sie vor eigenem Publikum bessere Chancen gehabt hätten. Daraus wird nun wohl nichts werden. Weiterhin werden Sporthallen verfallen und Trainerstellen gestrichen werden. Und wofür das ganze? Damit jetzt die Handwerker in einer anderen Olympia-Stadt Aufträge erhalten? Damit jetzt in Los Angeles Geld investiert wird? In Deutschland jedenfalls wird es keinen Obdachlosen weniger geben und keinen Hartz 4 Empfänger, der nun mehr Geld bekommt, weil es für Olympia nicht gebraucht wird.

Der größte Hohn wäre aus meiner Sicht, wenn die Spiele, die in Hamburg auch wegen der Terrorgefahr abgelehnt wurden, nach Paris vergeben würden, also der Stadt, die in jüngster Vergangenheit am meisten unter terroristischen Aktivitäten zu leiden hatte.

Schade, ich habe die Bewerbung von Hamburg und Kiel für aussichtsreich gehalten, weil sie wirklich gut war. Ich befürchte, die meisten Nein-Sager haben sie sich nicht einmal angeschaut.

Nun werde ich also nicht die Gelegenheit haben, die besten Sportlerinnen und Sportler in unmittelbarer Nähe zu sehen. Ich werde nicht den Flair der Medaillen-Zeremonie genießen können. Ich werden nicht durch Holtenau und Schilksee fahren und die vielen neuen Errungenschaften meiner Heimatstadt bewundern. Und ich befürchte, nach den vorangegangenen Absagen der Bevölkerung an eine Olympia-Bewerbung, München und Garmisch seien da nur als ein Beispiel genannt, werden meine Kinder dies zu ihren Lebzeiten auch nicht können.

Eine große Chance wurde leichtfertig vergeben!

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